Liebes Tagebuch,
es ist so geschissen! Mir reicht's
wirklich. Erstens müssen wir Sozialpartner endlich die
ArbeitnehmerInnen dazu bewegen, länger in der Erwerbsarbeit zu
bleiben. Zweitens hat heut der Strache, das gschissene Beidl, dem
Spindi laut hörbar ins Ohr getuschelt, dass ich beim Reden im
Nationalrat immer dreinschau wie ein Dackel beim Baden.
Und die Grünen lamentieren, dass die
Arbeitslosenzahlen explodieren, wegen mir. Ich habe gesagt, erstens,
dass Zahlen nicht explodieren, das ist eine scheiß Metapher.
Zweitens, dass wir auf die Herausforderungen der Zukunft gut
eingestellt sind und der Arbeitsmarkt gut aufgestellt ist. Da haben's
so depperte Grimassen gezogen, dass es mich gleich nimmer gefreut
hat. Ich hackel den ganzen Tag für die Hacknstadn! Ich krieg' einen
Burnout im Kampf gegen die Arbeitslosigkeit, das ist doch eine
Ironie.
Wie ich in der Nacht heimkomm' und mir
die Hilde das Supperl hinstellt, seh' ich eines von ihre Blattl da
liegen. "Die Toten leben! Exklusivbericht von der Geisterseherin
Schrapnelda!", steht drauf, und drin dann, dass einer aus
Ebelsberg bei einer Séance der Kreisky erschienen ist, und der hat
ihr so gut zugeredet und Tipps gegeben, dass sie kurz drauf einen
Hochofenjob in der Viererschicht 'kriegt hat.
Weil ich mir dann einmal nicht von der
Geschichte nachsagen lassen wollt, ich hätt' nicht alles getan,
lass' ich mir auch einen Termin bei der Schrapnelda ausmachen, ganz
diskret. Liebes Tagebuch, dir kann ich's ja sagen: Das war dann an
sich schon ein fester Schaas.
Erstens war die Madame Schrapnelda in
Wahrheit die Cindy Futschek aus Favoriten, weißt eh, des Madl vom
Fleischhacker, mit der ich einmal ... und mich dann nimmer gerührt
hab'. Hat mich die immer schon so bös' angschaut über die Glaskugel
hin.
Das war aber noch nichts im Vergleich
zu dem, was mir dann erschienen ist. "Jedem zeigt sich, was er
verdient, Hundi!" hat die Cindy noch gesagt. Und dann ist aus
dem Gewurl in der Kugel die Edith Klinger aufgetaucht.
Hundi, was schaust denn so verzwickt,
wie ein Mops beim Scheißen!, sagt sie, und ich fahr' sie an, dass
sie klingt wie eine Parodie ihrer selbst. "Bitte, ich muss das
nicht machen! Wenn dir ein paar tausend Arbeitslose lieber sind als
dein guter Schlaf!" Ich brumm' böse, aber sag' nichts mehr.
"Hundi, pass' auf, du musst die JobCenter liebevoller gestalten!
Tu's personalisieren! Du machst eine Sendung, da lasst dir die
ärmsten Arbeitslosen bringen, stellstes ein bisserl vor und sagst:
"Der arme René sucht einen guten Arbeitsplatz, wo auch ältere
Menschen noch gebraucht werden! Wir zahlen alle Operationen!"
Dann ist sie zum Glück wieder
verschwunden. Was mach' ich jetzt? Ich muss einmal den Wrabetz
anrufen, der ist eh für jeden Scheiß zu haben.