Tuesday, February 19, 2013

Aufwühlende Lektüren: fiktive Tier-Interviews


Neulich hatte ich eine Literaturpreisnominierte zu Gast, was alleine schon ihrer Mitbringsel wegen denkwürdig bleiben wird: zwei Ausgaben der "Gut Aiderbichl"-News. So aufwühlend wie ein Pflug! Wer bei Schlagzeilen wie "Sieben schreckliche Schicksale - Sie waren zum Tode verurteilte kleine und hilflose Kätzchen" oder "Das Ende einseitiger Liebe" ungerührt bleibt, ist ein roher Fleischbatzen.
Mich bewegen die Tierrettungsmitteilungen natürlich enorm, schon alleine das Dativ-E bei "zum Tode". Am stärksten mitgenommen hat mich das Interview mit der Kalbin Hermine ("Wenn Tiere sprechen könnten: Interview mit der Ausreißer-Kuh Hermine"). Weil erstens: Da wurde nicht gegeizt mit Empathie!

"Woher hast du die Kraft genommen?
Es ist die Angst gewesen. Alle haben mich ja nur wegen meines Lebens gejagt. Eigentlich wollte niemand wissen, dass ich immer brav war in meinem ganzen Leben und auch niemals ausgeschlagen habe. Ich sollte sterben und das wollten die Verfolger."


Zweite Suprigkeit: Das innovative Genre des fiktiven Tierinterviews eröffnet ungeahnte Möglichkeiten. Ich sehe schon folgende Coverstories: "Moby Dick: Ahab ist eine lästige Sau", "Minki exklusiv: Edith Klinger trennt privat ihren Müll nicht!" oder "Hündin Afra: Die herzlose Meindl macht sich über uns Tiere lächerlich, das wird die dumme Schnepfe noch einmal bereuen!"

Ich möchte sehr herzlich einladen, im Kommentarteil weitere Tier-Interviews zu ersinnen, das schönste schreibe ich dann. Weil: "Wir lassen Hermine sprechen, vielleicht erreicht sie so die Herzen der Menschen..."

Tuesday, February 12, 2013

Rudi Hundstorfer und Edith Klinger beim AMS

Liebes Tagebuch,
es ist so geschissen! Mir reicht's wirklich. Erstens müssen wir Sozialpartner endlich die ArbeitnehmerInnen dazu bewegen, länger in der Erwerbsarbeit zu bleiben. Zweitens hat heut der Strache, das gschissene Beidl, dem Spindi laut hörbar ins Ohr getuschelt, dass ich beim Reden im Nationalrat immer dreinschau wie ein Dackel beim Baden.
Und die Grünen lamentieren, dass die Arbeitslosenzahlen explodieren, wegen mir. Ich habe gesagt, erstens, dass Zahlen nicht explodieren, das ist eine scheiß Metapher. Zweitens, dass wir auf die Herausforderungen der Zukunft gut eingestellt sind und der Arbeitsmarkt gut aufgestellt ist. Da haben's so depperte Grimassen gezogen, dass es mich gleich nimmer gefreut hat. Ich hackel den ganzen Tag für die Hacknstadn! Ich krieg' einen Burnout im Kampf gegen die Arbeitslosigkeit, das ist doch eine Ironie.
Wie ich in der Nacht heimkomm' und mir die Hilde das Supperl hinstellt, seh' ich eines von ihre Blattl da liegen. "Die Toten leben! Exklusivbericht von der Geisterseherin Schrapnelda!", steht drauf, und drin dann, dass einer aus Ebelsberg bei einer Séance der Kreisky erschienen ist, und der hat ihr so gut zugeredet und Tipps gegeben, dass sie kurz drauf einen Hochofenjob in der Viererschicht 'kriegt hat.
Weil ich mir dann einmal nicht von der Geschichte nachsagen lassen wollt, ich hätt' nicht alles getan, lass' ich mir auch einen Termin bei der Schrapnelda ausmachen, ganz diskret. Liebes Tagebuch, dir kann ich's ja sagen: Das war dann an sich schon ein fester Schaas.
Erstens war die Madame Schrapnelda in Wahrheit die Cindy Futschek aus Favoriten, weißt eh, des Madl vom Fleischhacker, mit der ich einmal ... und mich dann nimmer gerührt hab'. Hat mich die immer schon so bös' angschaut über die Glaskugel hin.
Das war aber noch nichts im Vergleich zu dem, was mir dann erschienen ist. "Jedem zeigt sich, was er verdient, Hundi!" hat die Cindy noch gesagt. Und dann ist aus dem Gewurl in der Kugel die Edith Klinger aufgetaucht.
Hundi, was schaust denn so verzwickt, wie ein Mops beim Scheißen!, sagt sie, und ich fahr' sie an, dass sie klingt wie eine Parodie ihrer selbst. "Bitte, ich muss das nicht machen! Wenn dir ein paar tausend Arbeitslose lieber sind als dein guter Schlaf!" Ich brumm' böse, aber sag' nichts mehr. "Hundi, pass' auf, du musst die JobCenter liebevoller gestalten! Tu's personalisieren! Du machst eine Sendung, da lasst dir die ärmsten Arbeitslosen bringen, stellstes ein bisserl vor und sagst: "Der arme René sucht einen guten Arbeitsplatz, wo auch ältere Menschen noch gebraucht werden! Wir zahlen alle Operationen!"
Dann ist sie zum Glück wieder verschwunden. Was mach' ich jetzt? Ich muss einmal den Wrabetz anrufen, der ist eh für jeden Scheiß zu haben.